Tutorial: Meine Band will ins Studio. Worauf sollten wir achten?

Gerade für junge Bands ist die Wahl des richtigen Studios oft nicht einfach. humaldo hilft dabei, alles richtig zu machen 🙂

Spätestens seit ich mit meinen Austrian Rock & Metal Bands Vorstellungsvideos angefangen habe, und ich täglich Bewerbungen von heimischen Künstlern kriege, höre ich mich durch sehr viel Musikmaterial. Der Großteil der Musik ist wirklich gut und sauber produziert, aber es sind halt leider auch immer wieder fragwürdige Produktionen dabei, die meiner Meinung nach eher schaden als nützen. In meinem heutigen Video möchte ich deshalb über das Thema Musikproduktionen sprechen und dabei vor allem jungen und unerfahrenen Bands ein paar Tipps und Ratschläge mit auf den Weg geben.

Jeder, der in einer Band spielt, möchte natürlich, dass die Welt von der eigenen Musik erfährt. Man muss seine Songs also aufnehmen, bzw produzieren und verbreiten. Früher, also sagen wir, vor dem Internet, war das ziemlich schwierig. Das Recording Equipment war unleistbar teuer und somit den professionellen Studios vorenthalten. Hat man also ein Album, eine EP oder eine Single recorden wollen, hat man ein Studio aufsuchen und dafür bezahlen müssen. Es hat aber noch kein Internet gegeben, hat man dann also sein Album, seine EP oder seine Single in Händen gehalten, hat man es entweder nur selber bei Bekannten und Verwandten und auf Konzerten verteilen können, oder man hat sich bei Labels beworben. Die Chance, als Newcomer Band von einem einflussreichen Label genommen zu werden, war aber damals, genau wie heute, recht gering, weil Labels ständig unzählige Bewerbungen kriegen, aber nur die besten der besten rauspicken. Es war damals also als kleine, junge Band recht frustrierend. Entweder man hat sich eine Albumproduktion erst gar nicht leisten können, oder man hat dann das gesamte Urlaubs- und Weihnachtsgeld für ein Studio ausgegeben, ist aber bei keinem Label untergekommen, hat seine Musik also nicht im großen Stil verbreiten können und es hat erst wieder niemand von der eigenen Musik erfahren.

Spätestens Anfang der 2000er Jahre ist dann das Recording Equipment so billig und das Internet so schnell geworden, dass plötzlich jede Band in Lage war, unabhängig ihr eigenes Demo zu produzieren und selbst weltweit über das Internet zu verbreiten. Scheiss auf die Studios! Scheiss auf die Labels! Do it yourself! war von jetzt an die Devise. So gut und schön das ganze auch klingt, es hat aber auch seine Schattenseiten, was mich jetzt endlich zum Kernpunkt von diesem Video bringt: Erfahrung. Viele, vor allem junge Bands lassen sich gern von Technik blenden. Sie kaufen sich sündteures State-Of-The-Art Equipment und glauben dann, dass sie damit automatisch auch State-Of-The-Art Musikproduktionen hinbekommen. Das ist ein großer Irrtum, weil gutes Equipment macht einem nicht automatisch zum guten Produzenten. Equipment ist immer nur Werkzeug, das bedient werden muss. Um ein guter Musikproduzent zu werden, benötigt es viele viele Jahre an intensiver Erfahrung. Zu verstehen und zu verinnerlichen, wie man eine Produktion gut klingen lässt, und das Gehör dementsprechend zu schulen, ist ein extrem langer und aufwändiger Prozess. Ich bin davon überzeugt, dass ein guter und erfahrener Produzent mit billigem Elektromarkt Equipment bessere Produktionen verwirklichen könnte, als jemand Unerfahrener im besten Studio der Welt.

Mir ist dieser Punkt deswegen so wichtig, wei ichl immer wieder beobachte, dass sich Musikern und Bands nicht darüber im Klaren sind, dass nicht ihr neues, sündteures Recording Equipment, sondern die Erfahrung desjenigen, der die Musik dann produziert, ausschlaggebend sind. Für jemanden Unerfahrenen klingt ein Probemitschnitt, Livemitschnitt oder das selber zusammenschusterte Demo gleich einmal unglaublich gut, obwohl es jemanden mit Produktionserfahrung beim Anhören wahrscheinlich die Zehennägel aufstellen würde. Und haltet euch immer folgendes vor Augen: Ihr werdet immer mit den State-Of-The-Art Produktionen der bekannten Künstler verglichen werden. Die Leute werden euch als Band nur ernst nehmen, wenn eure Songs so gut klingen wie Songs der gerade angesagtesten Band eures Genres. Klingt euer Material schlecht, werdet ihr von den meisten auch als schlechte Band wahrgenommen. Das ist leider Tatsache und das darf man sich nicht schönreden.

Mein erster Tipp an alle Bands ist also: Wenn ihr selbst keine erfahrenen Musikproduzenten seid, dann veröffentlicht besser kein selbstproduziertes Material. Schon gar nicht, wenn es nicht von  jemanden mit Erfahrung abgesegnet worden ist. Das kann euch langfristig sogar sehr schaden, weil das Internet vergisst nicht. Stellt euch vor, jemand hört euer grottenschlechtes Demo und hakt euch sofort als “Miese Band” ab – Dieser Eindruck bleibt! Auch wenn 2 Jahre später euer nächstes Studioalbum das beste Album der Welt sein wird, für die meisten, die euer altes Demo gehört haben, seid ihr immer noch eine miese Band und sie hören sich euer neues Album erst gar nicht an. Diesen frühzeitigen Imageschaden kann man schwer wieder gutmachen. Bevor ihr also schlechte Aufnahmen online stellt, stellt besser gar nix online. Ihr könnt mit schlechtem Material nur verlieren. Das gleiche gilt für Probemitschnitte und am Handy mitgefilmte Liveaufnahmen. Die klingen in der Regel einfach nicht gut genug, um die Leute davon zu überzeugen, dass ihr die geilste Band der Welt seid. Und ich spreche aus Erfahrung, weil ich damals mit meiner eigenen Band den gleichen Fehler gemacht habe. Wir haben als junge Band natürlich auch den Drang verspürt, so schnell wie möglich unsere neuen Songs der Welt zu präsentieren. Nur waren die Probemitschnitte halt Scheiße und haben uns eher Mitleid anstatt Anerkennung eingebracht.

Mein zweiter Tipp kann also nur einer sein: Wenn ihr euch bereit dazu fühlt, euer Material der Welt zu zeigen, dann sucht professionelle Unterstützung. Im Idealfall ist das ein Studio mit einem erfahrenen Produzenten. Wenn ihr das Geld für so eine Produktion nicht habt, dann kann man natürlich auch die Homerecording Schiene fahren, aber sucht euch dafür jemanden mit vielen Jahren an Erfahrung, der euch dabei unterstützt! Und seid euch immer darüber im Klaren, dass Qualität einfach ihren Preis hat. Billig oder gratis ist so gut wie IMMER scheisse. Und wenn ihr wirklich niemanden kennt, der euch helfen könnte, dann bleibt euch noch die reine Eigenproduktion. Wenn ihr Anfänger seid, dann seid euch aber im Klaren darüber, dass ihr extrem viel Zeit in eure Produktion stecken werdet, weil ihr die ganzen Erfahrungen erst machen müsst, die ein erfahrener Produzent in den letzten 10 Jahren bereits tausendemale gemacht hat. 500 Stunden steckt man als Anfänger leicht mal in so eine Eigenproduktion, die ein erfahrener Produzent in weniger als 50 Stunden erledigt hätte, und das noch mit einem viel besserem Ergebnis.

Mein dritter Tipp dreht sich jetzt darum, wie ihr denn als unerfahrene Band überhaupt ein gutes Studio und einen guten Produzenten findet. Weil das Equipment inzwischen so günstig ist und es unzählige Schulen und Ausbildungsmöglichkeiten gibt, die Tontechnik unterrichten, gibt es natürlich auch extrem viele “Möchtegernproduzenten” da draußen, die um die Gunst der Bands buhlen. Viele davon sind sicher talentiert und kompetent, viele davon aber halt auch eher nicht so gut. Wie erkennt ihr aber, wer gut ist und wer nicht? Wie entscheidet ihr, wer euch die beste Qualität liefern kann?

Ein Wort: Referenzen. Hört euch die Referenzen des Studios oder des Produzenten an, die zu eurem Genre passen. Dabei müsst ihr euch im Klaren sein, dass nicht jeder Produzent jede Art von Musik gleich gut hinbekommt. Ich habe immer wieder erlebt, wie junge Rock und Metal Bands ein lokales Studio gebucht haben, das vorher aber ausschließlich Schlager, Pop und Volksmusik produziert hat. Vollkommen verschwendetes Geld, die Ergebnisse waren nämlich so gut wie immer völlig unbrauchbar. Ich rate also davon ab, in ein Studio zu gehen, das euch keine Referenzen in eurem Genre vorweisen kann. Und lasst euch bitte nicht von der technischen Ausstattung des Studios blenden. Auch wenn dort noch so viele blinkende, leuchtende und auf Hochglanz polierte Geräte herumstehen, das ist alles keine Garantie dafür, dass der Produzent euer Musikgenre versteht und produzieren kann. Die Erfahrung von einem Produzenten macht mindestens 95% der Qualität einer Produktion aus. Die technischen Geräte sind letzten Endes keine Wunderwaffen, sonder immer nur Werkzeuge, die richtig eingesetzt werden müssen. Das gleiche gilt natürlich auch für euren guten Bekannten, der gerade Tontechnik studiert, sich daheim ein kleines Studio eingerichtet hat und euer Album recorden will. Für mich persönlich gilt also die einfache Regel: Kann jemand keine Referenzen vorweisen, dann seid auf der Hut! Wenn ihr euch aber denkt, Scheiss drauf, wir riskierens, dann schaut wenigstens darauf, dass euch preislich entgegengekommen wird. Und rechnet damit, dass euer neues Demo bzw euer Album höchstwahrscheinlich lediglich “ganz ok” werden wird, aber niemanden vom Hocker reißt. Die Leute werden euch nämlich immer an den Hochglanzproduktionen eures Genres messen, vergesst das nie.

In einem meiner letzten Videos habe ich übrigens gezeigt, wie man mittels eines “Referenzvergleichs” schnell und einfach überprüfen kann, wie gut eine Musikproduktion jetzt eigentlich wirklich klingt. Ich empfehle es euch, den gleichen Vergleich auch mit dem Referenzmaterial von Tonstudios zu machen. Habt ihr vor, ein Studio zu buchen, dann besteht darauf, dass euch das Studio Referenz-Songs als Audiofiles bereitstellt, die dort produziert worden sind, und vergleicht es mit Produktionen aus eurem Musik Genre. Nur so könnt ihr abschätzen, ob des Studio, oder eben euer Bekannter, der gerade Tontechnik studiert, überhaupt in der Lage ist, eure Art der Musik zu produzieren. Und seid vorsichtig, wenn euch der Produzent in sein Studio einlädt, und euch seine Referenzen dort über sein Equipment präsentiert. Dort wird das Material nämlich ziemlich sicher extrem gut und beeindruckend klingen, was aber noch kein Garantie dafür ist, dass es sich in eurem billigen Autoradio und über eure Hi-Fi Lautsprecher bei euch daheim auch genauso gut anhört. Eine gute Musikproduktion ist natürlich von vielen Faktoren abhängig, auf die ich in diesem Video nicht näher eingehen kann. Wenn ihr zB eine totale Anfängerband seid, die kaum ihre Instrumente beherrscht und nur billiges Equipment hat, dann ist es eher unwahrscheinlich, dass eure Musikproduktion qualitativ an die der großen Superstars rankommen wird.

Das wars mit meinem Tipps und Ratschlägen zum Thema Demo und Albumproduktion, ich hoffe, das Video war hilfreich für euch. Das ganze ist halt meine persönliche Meinung und wenn ihr die Dinge anders seht, oder weitere Tipps und Ratschläge habt, dann würde ich mich sehr über eine Diskussion unten im Kommentarbereich freuen!

Danke fürs Vorbeischauen und bis zum nächsten Mal!

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