PLAYSTATION NOW endlich in Österreich! • Was taugt Sonys Games-NETFLIX?
humaldo checkt einfach mal Playstation Now für euch!
Video-Streaming Services wie Netflix haben in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen und sind zumindest bei der jüngeren Generation drauf und dran, Fernsehen in der klassischen Form abzulösen. Es ist einfach zu praktisch, dass das Kaufen oder Ausleihen von DVDs oder Blurays der Vergangenheit angehört und man ein riesiges Angebot an Serien und Filmen jederzeit auf Abruf zur Verfügung hat und dafür einen fixen monatlichen Abopreis zahlt. Dieses praktische Konzept bietet sich natürlich auch für Videospiele an, und mit “Playstation Now” hat Sony bereits ein ähnliches Service für ihre Playstation Spiele am Start. Playstation Now ist seit kurzem auch in Österreich verfügbar, und wenn ihr wissen wollt, wie gut dieses “Netflix für Playstation Games” funktioniert und ob sich ein Abo auszahlt, dann seid ihr hier auf checkaldo genau richtig!
Der große Vorteil von Streaming-Diensten wie Netflix oder Amazon Prime ist, dass sie jederzeit bereit sind. Man muss den Film nicht erst im Laden kaufen oder ihn sich zuschicken lassen, sondern man kann jederzeit damit starten – Vorausgesetzt, man hat eine passende Internetleitung. Bei Videospielen hat es sich zwar in den letzten 10 Jahren schon eingebürgert, dass man Spiele “digital” kauft, also so ganz ohne physischen Datenträger und Schachtel und so, aber trotzdem zahlt man dafür in der Regel einen festen Preis pro gekauftem Spiel und muss es sich auf die lokale Festplatte runter laden. Moderne Spiele sind aber inzwischen oft schon dutzende Gigabytes groß und das Downloaden kann durchaus schon mal mehrere Stunden dauern. Von einem “sofort loslegen” kann also nicht die Rede sein.
Playstation Now wird nicht umsonst das “Netflix für Playstation Spiele” genannt, denn im Gegensatz zum klassischen Weg, Videospiele zu Hause zu spielen, muss man nichts mehr downloaden und installieren, sondern einfach nur das gewünschte Spiel im Playstation Now Menu starten, und nach einer kurzen Ladezeit von ca. 30 bis 45 Sekunden ist man auch schon mitten im Spiel – Vorausgesetzt, man hat eine passende Internetleitung. Das ganze ist deswegen möglich, weil die Spiele nicht mehr zu Hause auf der eigenen Konsole, sondern weit entfernt auf speziellen Playstation Servern berechnet und abgespielt werden. Das heißt, als Playstation Now Kunde kriegt man nur das Bild und den Ton der Spiele über das Internet zu-gestreamt, man braucht theoretisch eigentlich gar keine Spielekonsole mehr bei sich zu Hause stehen haben. Bis 2017 war es sogar möglich, über Playstation Now Spiele auf Smart TVs ohne Konsole zu spielen, inzwischen werden aber nur mehr Playstation 4 und Windows PCs unterstützt. Theoretisch wäre man aber auf jedem Bildschirm mit Internetanschluss dazu in der Lage, Playstation Now zu nutzen.
So schön dieses Konzept auch klingt, die Technologie bringt ein paar Kompromisse mit sich, wie zum Beispiel die Ausgabeverzögerung, den sogenannten Input-Lag. Wenn man zuhause am Controller einen Button drückt, dann muss diese Eingabe erst übers Internet zu den Playstation Now Server geschickt werden, dort wird die Spielaktion dann ausgeführt und Bild und Ton müssen dann wieder übers Internet zurück zum Spieler geschickt werden. Das alles dauert natürlich ein bisschen und erzeugt eine gewisse Verzögerung, die beim “normalen” Spielen auf der Heimkonsole nicht vorhanden wäre. Das war auch der Punkt, bei dem ich im Vorfeld am meisten skeptisch war. Ist diese Verzögerung nämlich zu groß und dauert es von der Eingabe am Controller bis zur Ausgabe am Bildschirm zu lange, kann das ein Spiel völlig unspielbar machen. Zum Glück hat es Sony geschafft, die Technik hinter Playstation Now so zu optimieren, dass die zusätzliche Verzögerung relativ minimal ausfällt. Ich habe den Input-Lag von einigen Playstation Now Spielen gemessen und die zusätzliche Verzögerung liegt bei zwischen 30 und 100 Millisekunden, was für die meisten Spiele verkraftbar ist.
Nur Spiele, die sehr schnelle Reflexe benötigen, sind problematisch, wie zum Beispiel 2D Pixel-Jump & Runs. Bei Mega Man 9 habe ich es kaum über die ersten paar Screens hinweg geschafft, weil vor allem das Springen einfach zu ungenau war. Bei den meisten anderen, modernen Spielen mit 3D Grafik, war der Input-Lag hingegen kaum bis gar nicht negativ spürbar. Wenn euch das Thema Input-Lag interessiert, dann könnt ihr euch gern ein Vergleichsvideo an schauen, dass ich auf meinen Gaming Kanal hochgeladen habe. Playstation Now ist wie gesagt neben der PS4 auch für Windows PCs erhältlich. Die kostenlose App ist ähnlich aufgebaut wie das Menü auf der Playstation, wirkt aber noch ein bisschen unfertig. Der PS4 Controller wird vollständig unterstützt und kann entweder mittels Bluetooth oder auch per USB Kabel mit dem PC verbunden werden.
Es funktionieren übrigens auch Controller von anderen Herstellern, wie zum Beispiel der gute alte Xbox 360 Controller, man wird nur darauf hingewiesen, dass manche Funktionen, wie zum Beispiel Touchpad Features, damit nicht verfügbar sind. Ich habe leider immer wieder Probleme mit den Controllern gehabt und habe sie neu verbinden müssen. Ein paar mal ist die App für 20 Sekunden eingefroren und außerdem habe ich mehr Input-Lag gemessen, als wenn ich Playstation Now auf der PS4 verwendet habe. Mein Eindruck der PC App ist also etwas durchwachsen, es lässt sich nur hoffen, dass Sony da mit zukünftigen Updates nach bessert. Ein weiterer Kompromiss der Playstation Now Technik könnte für Leute mit riesigen 4K Fernsehgeräten zum Problem werden: Die Videos werden nur mit einer Größe von 720p übers Internet geschickt und dann lokal auf der Konsole wieder auf 1080p hochgerechnet. Ich persönlich spiele auf einem 24” 1080p Gaming Monitor und muss sagen, ich bin mit der Bildqualität recht zufrieden und hab kaum Unterschiede zu den “originalen” Spielen sehen können.
Aber je größer der Bildschirm ist, desto schlechter wird das Bild aussehen, vor allem, wenn man nahe am Fernsehgerät sitzt. Mir ist außerdem aufgefallen, dass es manchmal zu Problemen bei der Audioübertragung kommt, wie zum Beispiel dem Anfang von Until Dawn, wo das Audio deutlich hörbar übersteuert. Apropos Sound, derzeit ist über Playstation Now nur Stereo-Sound möglich, nicht so ganz erfreulich für Besitzer von Surround-Heimkinoanlagen. Der letzte große Kompromiss von Playstation Now ist natürlich der Fakt, dass man eine aktive Internetverbindung braucht, die schnell genug ist, um Video und Audio in einer ausreichenden Qualität zu streamen. Das liegt aber in der Natur von Streaming Angeboten, weil bei Netflix und Co hat man auch ein Problem, wenn das Internet mal weg sein sollte. Sony gibt an, dass die Internetleitung mindesten eine Downloadgeschwindigkeit von 5Mbit pro Sekunde haben muss, damit Playstation Now darauf läuft.
Ich habe eine Leitung mit 30Mbit zur Verfügung und hab keinerlei Übertragungsprobleme fest gestellt. Nur einmal hab ich mehrere Verbindungsabbrüche und sehr schlechte Videoqualität gehabt, während ich im Hintergrund ein Update für ein Playstation 4 Spiel runtergeladen habe. Sobald der Download fertig war, war die Qualität aber schlagartig wieder in Ordnung. Ich habe dieses Problem übrigens nicht mehr reproduzieren können, bei späteren Hintergrund Downloads auf meiner Playstation 4 hat es keine Probleme mehr gegeben. Sony empfiehlt aber ohnehin, dass man während der Benutzung von Playstation Now keine anderen Streamingservices parallel laufen haben sollte. Außerdem wird empfohlen, dass man seine Playstation mittels Ethernetkabel und nicht via Wlan mit dem Internet verbindet, weil Wlan verschiedene Nebeneffekte verursachen kann, wie zum Beispiel noch größeren Input-Lag.
Sony weiß natürlich, dass nicht jeder eine passende Internetleitung hat, deswegen wird ein Qualitätstest durchgeführt, bevor man sich bei Playstation Now anmelden kann. Ist die eigene Leitung zu langsam, kann man das Service gar nicht erst nutzen. Es gibt eine 7-tägige Testphase, in der man Playstation Now vollständig ausprobieren kann und die sofort nach der Anmeldung beim Service startet. Aber vorsicht, weil die Testphase geht nach Ablauf automatisch in ein monatliches kündbares Abo über, das derzeit in Österreich 15,- Euro kostet. Will man Playstation Now also wirklich nur ausprobieren und nicht dauerhaft nutzen, dann sollte man die automatische Verlängerung in den Kontoeinstellungen der Konsole gleich deaktivieren.
Die Bindungsfrist von Playstation Now ist übrigens ein Monat, und man kann sich jederzeit und so oft man will an- und abmelden. Weiß man, zum Beispiel, dass man in den nächsten 4 Wochen viel Zeit zum Spielen haben wird, kann man sich nur für das nächste Monat ein Abo holen, und es dann gleich wieder kündigen. Kommen wir aber endlich zum wichtigsten Aspekt von Playstation Now: Den Spielen. Derzeit sind in Österreich 500 Titel erhältlich, die meisten davon sind Playstation 3 Spiele, es kommen aber immer mehr Playstation 4 Titel dazu. Leider ist die Spieleauswahl meiner Meinung nach eher durchwachsen. Es sind zwar durchaus einige Highlights dabei, wie zum Beispiel die gesamte God Of War Serie, Red Dead Redemption, The Last of Us und Until Dawn, aber das meiste davon sind eher ältere Zweite-Reihe-Titel.
Aber das hängt auch viel mit dem eigenen Geschmack zusammen, und deswegen ist auch die 7-tägige Testphase sehr praktisch. In einer Woche sollte jeder für sich entscheiden können, ob ihm die Spieleauswahl den All-Inclusive-Abopreis von 15,- Euro im Monat wert ist. Ich persönlich habe mein Abo nach 7 Tagen nicht verlängert, weil für mich einfach nicht genug interessante Spiele dabei sind und ich sowieso schon genug ungespielte Spiele herumliegen habe, um die ich mich endlich mal kümmern sollte. Aber das kann sich durchaus zu einem späteren Zeitpunkt wieder ändern, weil Sony laufend neue Spiele hinzufügt. Wenn der Katalog von Playstation Now einmal 1000 oder gar 2000 Spiele umfassen sollte, dann kann alles wieder ganz anders aussehen. Dabei muss auch noch erwähnt werden, dass vorhandene Spiele durchaus wieder aus dem Sortiment entfernt werden können, was ja auch bei Netflix und Co. gang und gäbe ist. Bisher ist das meines Wissens aber noch nicht passiert. Es lässt sich nur hoffen, dass man früh genug vorgewarnt wird, dass sein 200 Stunden Rollenspiel, mit dem man gerade angefangen hat, in wenigen Wochen nicht mehr verfügbar sein wird.
Kommen wir also zum Fazit: Ist Playstation Now empfehlenswert und wenn ja, wer ist die Zielgruppe? Es ist definitiv eine spannende Technologie, die besser funktioniert als gedacht. Die meisten Spiele waren problemlos spielbar und der schnelle Einstieg, ohne jegliche Downloads, Updates oder Installationen erinnert sogar an die guten alten Plug-And-Play Konsolen-Zeiten von damals. Dieses Vorzüge kommen aber mit einigen Kompromissen, die wahrscheinlich nicht jeder bereit ist, einzugehen. High-End Technik Fetischisten, die jeden einzelnen Pixel glasklar auf ihrem riesigen 4K Fernseher mitsamt kinoreifen Mehrkanal-Surround-Sound genießen wollen, die ihre alten Konsolen immer noch in Griffweite haben und sowieso alle neuen Spiele am Erscheinungstag kaufen, werden eher einen Bogen um den Service machen. Playstation Now ist vielmehr etwas für Gelegenheitsspieler, die sich nur selten oder gar nie neue Spiele kaufen, denen technische Details nicht so wichtig sind und denen es aber trotzdem 15,- Euro im Monat wert ist, dass sie auf eine umfassende und jederzeit bereitstehende Spielebibliothek zugreifen können.
Sagen wir so: Playstation Now riecht verdammt nach “das ist die Zukunft”. Es ist vielleicht noch ein bisschen zu früh für den Massenmarkt, aber ich könnte mir vorstellen, dass Services wie Playstation Now in 5 Jahren so normal sein werden, wie es heute schon Videodienste wie Netflix und Amazon Prime sind. Ob diese Entwicklung gut und schlecht ist, muss wahrscheinlich jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt ja schließlich auch heute noch Leute, die ihre Filme und Serien ausschließlich auf Bluray und DVD konsumieren.
Und somit hätte ich wieder ausgecheckt für heute! Ich hoffe, mein Video über Playstation Now hat euch gefallen und ich freue mich schon auf euer Feedback!
Danke fürs Vorbeischauen und bis zum nächsten Mal!